Akkuschrauber, Bohrmaschinen und diverse ähnliche Elektrowerkzeuge findet man heutzutage in nahezu jedem Haushalt. Während die Wahl des richtigen Schrauber-Bits in der Regel durch die Schraube klar vorgegeben wird, sind Einige bei der Wahl des richtigen Bohrer-Einsatzes überfragt und greifen oft zum falschen Bohrer. Meistens ist die Folge davon, dass beim Bohren einfach kein Bohrfortschritt stattfindet. Wer weniger Glück hat, kann mit dem falschen Bohrer und der falschen Bohrtechnik aber auch das Material ernsthaft beschädigen und hohe Kosten verursachen.
Die große Anzahl an Spezialfällen beim Bohren macht es nahezu unmöglich in einem einzigen Artikel alle Bohrer vorzustellen. Aber dieser Artikel soll mit den Themen Bohren in Holz und Bohren in Stein/Mauerwerk immerhin die zwei am häufigsten im Haushalt anfallenden Situationen abdecken. Außerdem haben wir noch ein paar Geheimtipps versteckt, die das Bohren deutlich erleichtern können.
Bohren in Holz
Wer Löcher in Holz bohren will, z. B. beim Bau eines Regals oder Möbelstück, der benötigt dafür Holzbohrer, wie der Name unschwer verrät. Aber was macht einen Bohrer zum Holzbohrer und was macht gute Holzbohrer aus?
Wenn wir an Bohrer denken, meinen wir in der Regel Spiralbohrer. Auch hier kommt der Name nicht von ungefähr, denn wie auf dem Bild zu sehen, ist der Bohrer spiralförmig angeordnet. Doch genau genommen, hat diese Spirale gar nichts mit dem Bohrer selbst zu tun. Die Spirale wirkt im Betrieb wie ein Art Förderband, das die Sägespäne aus dem Bohrloch herausträgt. Diese Aufgabe ist unglaublich wichtig, denn sonst würde das Loch schnell verstopfen und der Bohrer überhitzen und dabei kaputtgehen. Dennoch liegt die eigentliche Aufgabe des Bohrens beim Bohrkopf. Das ist die gesamte Spitze des Spiralbohrers. Betrachtet man sie genauer erkennt, man zwei Komponenten: Die Zentrierspitze und der Schneidekopf. Erstere ist bei keinem anderen Bohrer so stark ausgeprägt wie beim Holzbohrer. Holz ist ein verhältnismäßig weiches Material – zumindest verglichen mit Metall oder Stein – daher lässt sich die dünne Spitze recht gut in das Holz drücken. Das eigentliche Bohren macht dann der Schneidekopf, der außen um die Spitze herum angeordnet ist. Bei diesem kommt es also besonders auf eine scharf geschliffene Kante an. Wann der Spiralbohrer die richtige Wahl ist, wird klar, wenn wir die anderen Holzbohrer betrachten.
Neben dem Spiralbohrer trifft man auch häufig auch Forstnerbohrer oder Lochsägen. Beide haben einige Gemeinsamkeiten, aber auch gravierende Unterschiede. Zunächst greift man immer dann zu einem der beiden Bohrer, wenn man Löcher mit besonders großem Durchmesser bohren möchte. Was bedeutet groß? Es gibt natürlich keine klare Grenze, aber grob kann man sagen, es ist schwer Spiralbohrer oberhalb von 15mm zu finden und genauso schwierig ist es, Forstnerbohrer oder Lochsägen unterhalb von 15mm zu finden. Somit ist also klar, wann man zu diesen beiden Bohrersorten greift, aber man nimmt man welchen von beiden? Dazu muss man die Arbeitsweise der beiden Bohrer genauer anschauen. Eine Lochsäge ist nichts Anderes als ein im Kreis angeordnetes Sägeblatt. Die Unterschiede werden sehr deutlich, wenn man mit einem der beiden Bohrer lediglich die halbe Dicke des Materials durchbohrt. Bei der Lochsäge finden wir nun eine kreisrunde Vertiefung vor in etwa in der Dicke des Sägeblattes. In der Mitte wurde aber – außer einem kleinen Zentrierloch – keinerlei Material abgetragen. Damit erkennen wir auch direkt die entscheidenden Vor- und Nachteile von Lochsägen: Einerseits können wir – da wir nur recht wenig Material abtragen – mit sehr geringer Bohrleistung auch sehr größere Bohrdurchmesser „sägen“. Andererseits macht ein solches Bohrloch nur wenig Sinn, wenn das Material nicht vollständig durchsägt wurde. Und genau an dieser Stelle kommt der Forstnerbohrer ins Spiel: Dieser sägt nicht nur ein rundes Stück Holz aus, sondern trägt –wie auch der Spiralbohrer – über den kompletten Bohrdurchmesser Material gleichmäßig ab. Dies erfordert einiges an Leistung von der Bohrmaschine, dafür erhalten wir zu jedem Zeitpunkt eine gleichmäßige Vertiefung. Soll also z. B. ein Sackloch gebohrt werden, muss man dringend zum Forstner-Bohrer greifen.
Einkaufstipps Holzbohrer
Fassen wir also zusammen: Wer dünne und tiefe Löcher in Holz bohren will, sollte zu einem Spiralbohrer greifen. Einen für Holz geeigneten Spiralbohrer erkennt man, an der deutlich ausgeprägten Zentrierspitze. Wer,
dagegen auf größere Durchmesser angewiesen ist, sollte zu einem Forstnerbohrer oder einer Lochsäge greifen. Soll das Material nicht komplett durchgebohrt werden, sondern lediglich ein Sackloch entstehen, muss man zum Forstnerbohrer greifen. Bei allen Bohrersorten gilt: Der Bohrkopf sollte besonders scharf geschliffen sein, denn dieser verrichtet die Schneidearbeit!
Bohren in Stein und Mauerwerk
Wenn statt Holz in Stein oder Mauerwerk gebohrt werden, wird es schon etwas schwieriger. Stein ist härter und erfordert daher auch hochwertigere Bohrer, andererseits kann Mauerwerk deutlich leichter beschädigt werden, als man annimmt.
Billig- vs. Spezialbohrer
Umso wichtiger ist es daher beim Steinbohrer nicht an dessen Qualität zu sparen. Unser Bild zeigt auf der linken Seite No-Name-Steinbohrer aus dem Baumarkt und auf der rechten Seite hochwertige Bohrer von Bosch aus dem Fachhandel. Betrachtet man die Spitze genauer, erkennt man bei den Billig-Bohrern keine wirkliche Schneidekante. Die Spitze ist stumpf und nicht in eine Richtung geschliffen. Dieser Bohrer wird also sehr viel Lärm, Staub und evtl. Rauch erzeugen, aber nur sehr wenig Bohrfortschritt. Viele würden hier nun intuitiv mit der Schlagbohrfunktion kompensieren. Richtiger wäre allerdings der Einsatz eines hochwertigen Bohrers. Die Bohrer in der rechten Hälfte des Bildes zeigen eine deutlich ausgeprägte Schneidekante, deren Schliff klar erkennbar ist. Dieser Bohrer wird im Vergleich zum anderen nahezu durch das Material gleiten.
Wie viel ein hochwertiger Bohrer ausmacht, zeigt das folgende Video aus dem Akkuschrauber-Test von werkzeugcheck.com. Bei Minute 1:59 wird – mit Hilfe eines hochwertigen Bohrers – mit einem Akkuschrauber in Beton gebohrt, der noch einmal deutlich härter ist als die meisten Steine oder Mauerwerk.
Ein weiterer interessanter Punkt wird im Video angesprochen: Der Unterschied zwischen regulärem Bohren und Schlagbohren. Darauf gehen wir im nächsten Abschnitt ein:
Bohren vs. Schlagbohren vs. Hammerbohren
Neben dem klassischen Bohren, das lediglich aus einem Drehen des Bohrers besteht, gibt es auch noch das Schlagbohren und das Hammerbohren. Beim Schlagbohren werden abhängig von der Drehzahl mit Hilfe eines Schlagwerks Impulse auf den Bohrer generiert. Dadurch erhöht sich das maximale Drehmoment und es kann schneller in besonders hartem Material gebohrt werden. Das Hammerbohren dagegen bewegt den kompletten Bohrer neben der Drehbewegung zusätzlich nach hinten und vorne. Man kann sich dies gerne bildlich vorstellen, wie zusätzlich mit einem Hammer hinten auf die Bohrmaschine geschlagen wird, die Maschine dann wieder ein Stückchen aus dem Bohrloch gezogen wird und erneut auf den Bohrer geschlagen wird. Nur dass dies sehr oft pro Minute stattfindet.
Hammerbohren erlaubt durch die dreidimensionale Bohrbewegung deutlich schnelleren Bohrfortschritt, birgt aber genau darin auch einige Gefahren. Bohr-Hämmer sollten nur bei Beton oder sehr festem Gestein eingesetzt werden. Niemals sollte man mit einem Bohrhammer in Ziegelsteine bohren. Diese haben sehr feine Hohlkammern zu Zwecken der Wärmeisolation. Diese feinen Wände zwischen den Kammern werden durch einen Bohrhammer schnell zerstört.
Einkaufstipp Steinbohrer:
Wenn nur wenig Bohrfortschritt stattfindet, sollten als ersten die Qualität der Bohrer überprüft werden. Diese sollten dann durch scharfkantige Spezialbohrer ersetzt werden. Niemals sollte die fehlende scharfe Kante eines schlechten Bohrers durch den Einsatz von mehr Leistung oder gar eines Bohrhammers kompensiert werden. Dies schadet dem Material und kann besonders in modernen Ziegelsteinen große Schäden hervorrufen.
Fazit zum Bohrer-Kauf-Ratgeber
Wichtig ist die Wahl des Bohrers passend zum gewünschten Anwendungszweck. Wie so oft im Leben macht sich Qualität beim Bohrer durchaus bezahlt. Wenn man den Bohrer aus der Nähe betrachtet, sollte eine klar geschliffene, scharfe Kannte erkennbar sein. Wirkt der Bohrer bereits beim Kauf stumpf, wird er nicht viel Freude bereiten. Niemals sollte man stumpfe Bohrer mit größeren Bohrmaschinen kompensieren. Wie das Video weiter oben deutlich gezeigt hat, kann selbst ein Akkuschrauber in Beton bohren, wenn der Bohrer scharf genug ist.